Matthäus 14
Vers 1
Zu jener Zeit hörte Herodes, der Vierfürst, die Kunde von Jesus Mt 14,1
Die Juden hatten das Zeugnis des HERRN bzw. den Herrn Jesus verworfen, aber sie konnten nicht verhindern (obwohl sie das später versuchten, wie die Apostelgeschichte so eindrücklich zeigt), dass Seine Kunde ausging. Herodes Antipas hörte die Kunde, eine kananäische Frau hörte die Kunde (vgl. Mt 15) und noch viele andere sollten die Kunde von Jesus hören. So ist der Ruf des Evangeliums schliesslich in die ganze Welt ausgegangen; die Tür zum Heil hat sich für die anderen Nationen geöffnet, während Israel verstockt ist. Aber auch die Israeliten werden später noch in grosser Zahl zum Glauben kommen. Das wird ausführlich in den Kapiteln 9–11 des Briefes an die Römer erklärt.
Herodes Antipas, der Vierfürst (Tetrarch) war kein Israelit. Sein Vater, Herodes der Grosse, der Mörder der Kinder von Bethlehem, war ein Idumäer gewesen, d.h. ein Edomiter. Wie traurig, dass zur Zeit Jesu ein Edomiter über Israel regierte! Es hätte umgekehrt sein sollen! Aber auch Herodes herrschte nicht uneingeschränkt, denn er war vom römischen Senat zum König der Juden eingesetzt worden. Sein Sohn Herodes Antipas brachte es lediglich noch zum Tetrarch, d.h. zu einem Fürsten über einen Viertel eines Reiches (tetra = vier; archein = anfangen, regieren) bzw. zu einem «niedrigen» Fürsten. Wir werden aber in den folgenden Versen sehen, dass ihn dies nicht hinderte, grossspurig aufzutreten, was ihm schliesslich zum Verhängnis wurde.
Vers 2
und sprach zu seinen Dienern: Dieser ist Johannes der Täufer; er ist von den Toten auferweckt worden, und darum wirken solche Wunderkräfte in ihm Mt 14,2
Herodes (Antipas) war ein gläubiger Mensch – ein abergläubiger Mensch. Er glaubte an übernatürliche Dinge, aber sein Glaube fusste auf eigenen Überlegungen und nicht auf dem Wort Gottes. Der Herr Jesus hatte stets offen Auskunft über Seine Person gegeben, aber Herodes wollte diesen Worten keinen Glauben schenken. Vielmehr schusterte er sich eine eigene Version der Dinge zurecht. Leider gibt es heute viele Menschen, die ihm ähneln. Sie glauben an alle möglichen Dinge, seien es «pseudo-christliche» Dinge wie die Macht der Kirche oder des Papstes, die magische Wirkung der Beichte, der Hostie oder der Marienverehrung, volkstümliche Dinge wie die Sache mit der schwarzen Katze, Freitag, dem Dreizehnten, oder das Klopfen auf Holz oder aber okkult-esoterische Dinge wie Homöopathie und ähnliches. Nur dem Wort Gottes wollen sie keinen Glauben schenken. Arme Leute! Sie haben eine Form von Religiosität, aber sie sehen alles ganz falsch! Wir werden an der traurigen Geschichte von Herodes hier in Mt 14 sehen, wohin das führen kann.
Aberglaube hat kaum je etwas mit Vernunft zu tun. Die Vernunft muss entweder das Wort Gottes bestätigen, weil die Belege dafür überwältigend sind, oder aber die Existenz alles Übernatürlichen leugnen. Die Vernunft führt also zum wahren Glauben oder zum Unglauben. Gefühle dagegen führen eher in den Aberglauben. So war es zumindest bei Herodes. Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er Johannes den Täufer getötet hatte, wie wir in den folgenden Versen sehen werden. Nun hörte er die Kunde von Jesus. Weil er sich keinen Reim auf die ungewöhnlichen Dinge machen konnte, die man ihm berichtete, war er verunsichert. Und genau in dieser Situation schlug sein Gewissen an; es erinnerte ihn an die Sache an Johannes. Und dann «bastelte» sich Herodes seine eigene übernatürliche, abergläubische Erklärung.
Vers 3
Denn Herodes hatte Johannes gegriffen, ihn gebunden und ins Gefängnis gesetzt um der Herodias willen, der Frau seines Bruders Philippus. Mt 14,3
Weshalb nun wurde Herodes von seinem schlechten Gewissen geplagt? Was hatte er Johannes dem Täufer angetan? Und wie war es überhaupt so weit gekommen? Wenn wir die biblische Erklärung hier in Mt 14 durchlesen, könnten wir zum Schluss kommen, dass alles eine Verkettung von unglücklichen Zufällen gewesen sei, denn die Heilige Schrift macht klar, dass Herodes eine hohe Meinung von Johannes gehabt und im Prinzip alles Mögliche getan hat, um ihn zu schützen. Herodes wollte Johannes nie töten, aber doch hat er es getan.
Was von aussen betrachtet wie eine unglückselige Verkettung von Ereignissen scheint, findet ihren Grund aber in einer Sünde. Alles hat nämlich damit begonnen, dass Herodes ein Auge auf eine bereits verheiratete Frau geworfen hat, nämlich auf Herodias, die Ehefrau seines Halbbruders Philippus. Alle drei stammten von Herodes dem Grossen, dem Kindermörder von Bethlehem, ab. Herodes und Philippus waren Söhne des Herodes, allerdings mit verschiedenen Müttern, also Halbbrüder. Ein weiterer Halbbruder von ihnen (mit nochmals einer anderen Mutter) hatte eine Tochter, besagte Herodias. Herodias war also eine (halbverwandte) Nichte sowohl von Herodes als auch von Philippus. Philippus hatte sie geheiratet, aber dann hatte Herodes ein Auge auf Herodias geworfen. Sie hatte seine Gefühle offenbar erwidert, vielleicht nicht zuletzt deshalb, weil Herodes immerhin ein Vierfürst war, während ihr Gatte Philippus (nicht mit jenem Philippus aus Lk 3,1 zu verwechseln, einem weiteren Halbbruder) Zeit seines Lebens nie ein Regierungsamt ausgeübt hat.
Die Welt mag heute fragen, ob denn Liebe Sünde sein kann, weil sie jedes moralische Verständnis verloren bzw. über Bord geworfen hat. Durch Sein Heiliges Wort antwortet der HERR ganz eindeutig: Ja! Eine verheiratete Frau, ein verheirateter Mann muss für alle ausser ihren bzw. seinen Ehegatten tabu sein! Mit der Hochzeit gehen ein Mann und eine Frau einen Bund ein, zu dem Gott selbst (ob die beiden es glauben oder nicht) Seine Zustimmung gibt, einen Bund, der deshalb als heilig und unantastbar gelten muss. Herodias hätte für Herodes tabu sein müssen!
Vers 4
Denn Johannes hatte ihm gesagt: Es ist dir nicht erlaubt, sie zu haben. Mt 14,4
Herodes spannte schliesslich seinem Halbbruder Philippus die Ehefrau aus und nahm Herodias für sich selbst. Ob das damals ein Skandal gewesen ist, ist schwer zu sagen, ist doch die römische Zeit und Kultur für ihre tiefe Moral bekannt. Gewiss haben sich die Leute aber gescheut, Herodes direkt ins Gesicht zu sagen, dass er etwas Verkehrtes getan hatte! Nicht so Johannes. Er sagte Herodes gerade heraus, dass es ihm nicht erlaubt sei, die Frau seines Halbbruders zu nehmen. Die griechische Verbform zeigt an, dass Johannes das nicht nur einmal, sondern immer wieder gesagt hat (sog. Durativ).
Man mag sich nun fragen, was dies denn mit dem Auftrag von Johannes dem Täufer überhaupt zu tun hatte. War es wirklich seine Sache, Herodes wiederholt zu sagen, dass er etwas Unerlaubtes getan hatte? Ja, was war denn der Auftrag von Johannes? Er war berufen worden, um das Volk Israel auf die Ankunft des Messias vorzubereiten. Diese Vorbereitung war eine moralische. Das Volk, das sich so weit vom geraden Weg entfernt hatte, sollte umkehren! Deshalb taufte Johannes ja auch, denn die Taufe bedeutete, dass die Täuflinge ihr Leben ändern, den Willen Gottes tun und den Messias erwarten wollten. Aber wer kehrt schon um, wenn er nicht weiss, dass er auf einem falschen Weg unterwegs ist? Zum Auftrag von Johannes dem Täufer gehörte es also notwendigerweise, die Menschen von Sünde zu überführen. Johannes musste ihnen aufzeigen, wie verkehrt sie lebten, um sie so zur Umkehr zu bewegen. Deshalb musste er ja auch von Kindheit an ein so aussergewöhnliches, moralisch perfektes Leben führen, denn nur so konnte er in diesem Punkt mit Autorität und Nachdruck auftreten. Wie schön ist es, dass Johannes bei der Ausübung seines Dienstes weder auf Rang noch auf Namen geschaut hat! Wen immer er antraf, versuchte er, von Sünde zu überführen und zur Umkehr zu bewegen, selbst wenn es sich um den herrschenden Vierfürst Herodes handelte.
Vers 5
Und als er ihn töten wollte, fürchtete er die Volksmenge, weil sie ihn für einen Propheten hielten. Mt 14,5
Um Johannes zum Schweigen zu bringen, hatte Herodes ihn kurzerhand verhaften lassen. Um ein Haar wäre er sogar noch einen Schritt weiter gegangen. Er hätte Johannes töten und so für immer zum Schweigen gebracht, schreckte aber davor zurück, weil er die Volksmenge fürchtete. Die folgenden Verse machen klar, dass Herodes, wenn er die freie Wahl gehabt hätte, nicht töten wollte. Er hegte sogar eine gewisse Hochachtung vor diesem aussergewöhnlichen Mann. Aber Herodes war nicht der Herr der Lage; er war fremdbeherrscht. Herodias hasste Johannes zutiefst und wollte ihn deshalb unbedingt töten lassen. Um ihr zu gefallen, liess Herodes Johannes verhaften und er hätte ihn wohl effektiv auch getötet, um der Herodias zu gefallen. Aber dann fürchtete er auch die Volksmenge, weshalb er dem Wunsch seiner Frau Herodias dann doch nicht Folge leistete. Später war für sein Handeln entscheidend, dass er sein Gesicht vor den angesehenen Menschen wahren wollte. So sehen wir in diesem Vierfürsten eine Art Spielball unterschiedlicher Interessen. Wie tragisch!
Im Buch der Sprüche heisst es: «Menschenfurcht stellt eine Falle» (Spr 29,25). Tatsächlich belegen unzählige biblische und ausserbiblische Beispiele (wie jenes von Herodes), dass Menschenfurcht zu Fall bringen kann. Wer sich von der Meinung anderer Menschen abhängig macht, wer möglichst allen Menschen gefallen will, wer um jeden Preis ein gutes Ansehen vor den Menschen haben will, der wird über kurz oder lang straucheln. Die Mehrheit liegt nämlich ganz grundsätzlich falsch! «Du sollst der Menge nicht folgen zum Bösen. Und du sollst bei einem Rechtsstreit nicht antworten, indem du dich nach der Mehrheit richtest und so das Recht beugst» (2.Mose 23,2). Dieser Vers besagt gleich zweimal sehr deutlich, dass die Menge (die Mehrheit) zum Bösen tendiert und dass sie dazu tendiert, das Recht zu beugen. Wer vor möglichst vielen Leuten ein gutes Ansehen haben will, wird den geraden Weg Gottes verlassen müssen und dabei straucheln. Das ist eine Art Naturgesetz. Machen wir uns doch nicht zum Spielball menschlicher Meinungen! Folgen wir dem Willen Gottes, selbst wenn wir uns damit in den Augen der Menschen lächerlich machen sollten! Die Meinung des HERRN über unser Verhalten ist eine Million Mal wichtiger als alle menschlichen Meinungen zusammen.
Vers 6
Als aber der Geburtstag des Herodes begangen wurde, tanzte die Tochter der Herodias vor ihnen, und sie gefiel dem Herodes. Mt 14,6
Im parallelen Bericht nach Markus heisst es: «Herodes fürchtete den Johannes, da er wusste, dass er ein gerechter und heiliger Mann war, und er beschützte ihn; und wenn er ihn gehört hatte, war er in grosser Verlegenheit, und er hörte ihn gern» (Mk 6,20). Tage, Wochen, Monate, vielleicht sogar Jahre vergingen, in denen Herodes hin und her gerissen darüber war, was er nun mit Johannes tun sollte. Er wollte ihn nicht töten, aber der Herodias zuliebe konnte er ihn auch nicht freilassen. Er wollte seiner Frau gefallen, er fürchtete die Volksmenge und er dachte wohl, dass ihm über kurz oder lang eine Lösung zufliegen würde. Herodes hatte keine klare Linie, sondern er war ein Spielball von Meinungen und Umständen.
Der Menschenmörder von Anfang an, der Satan, war darauf aus, Johannes umbringen zu lassen. Er ist klüger als wir alle zusammen und noch hat er Zeit. Wenn wir sorglos sind, wenn wir unentschieden sind, wenn wir uns von Meinungen und Umständen treiben lassen, bringt er in aller Ruhe alles in Stellung, um dann in einem unerwarteten Moment zuzuschlagen. So sah er auch in der Geschichte von Herodes und Johannes eine geeignete Chance, den unbequemen Prediger loszuwerden. Dafür musste er zunächst nichts weiter tun. Das Zögern und die Unentschiedenheit von Herodes spielten ihm voll und ganz in seine Hand. In aller Ruhe konnte er eine Falle aufbauen, in die er Herodes im geeigneten Moment tappen lassen konnte. Er musste nur etwas Geduld haben. Herodes ahnte von all dem nichts. Er hoffte noch immer, dass er die Sache irgendwie zur Zufriedenheit aller lösen konnte, dass ihm eine Lösung zuflattern würde.
Oft legen wir leider eine ähnliche Haltung an den Tag. Da gibt es eine Sache in unserem Leben, von der wir wissen, dass wir sie bereinigen sollten, aber wir zögern. Wir lassen die Zügel schleifen, nehmen die Sache etwas auf die leichte Schulter, schieben sie hinaus und denken uns, dass es ja nicht so dringend oder so tragisch sei. Und tatsächlich: Zunächst geschieht nichts! Unser Verhalten hat keine direkten negativen Konsequenzen und wir denken deshalb, dass es ja wirklich nicht schlimm sei. In Tat und Wahrheit bringt der Teufel in dieser Zeit aber seine Falle in Position. Und eines Tages kommt dann das böse, für uns völlig überraschende Erwachen!
So war es bei Herodes. Mit Johannes ging alles seinen gewohnten Gang, aber an einem bestimmten Tag hatte Herodes sowieso ganz andere Dinge in seinem Kopf. Er feierte Geburtstag und ihm wurde eine beeindruckende Show geboten. Die Tochter der Herodias tanzte für die Gesellschaft. Wenn wir uns die Reaktion dieser gestandenen Männer auf den Tanz vor Augen führen, liegt auf der Hand, dass das kein harmloses Tänzchen und auch kein üblicher Volkstanz gewesen sein muss. Oh, der Teufel lockt uns wie kein anderer! Er kann uns den Speck durch den Mund ziehen wie kein Zweiter! Herodes wurde durch diesen Tanz um Sinn und Verstand gebracht und gewiss verschwendete er keinen Gedanken an Johannes. Da schnappte die Falle zu.
Vers 7
Deshalb sagte er mit einem Eid zu, ihr zu geben, um was sie auch bitten würde. Mt 14,7
Berauscht vom Tanz seiner Stieftochter, vom Wein, von der noblen Gesellschaft und von sich selbst bedachte Herodes nicht, was er sagte. Mit einem Eid schwor er seiner Stieftochter vor der versammelten Mannschaft zu, dass er ihr einen Wunsch erfüllen würde – was auch immer es sein möge. In Mk 6,23 lesen wir, dass er ihr – wie einst Xerxes, der grosse Perserkönig, seiner Esther – bis zur Hälfte seines Reiches versprach. Hier sehen wir geradezu lehrbuchmässig, wie der Teufel uns in falscher Sicherheit wiegen kann, während er seine Falle aufstellt, und wie er dann genau in jenem Moment, wo wir es am wenigsten erwarten, zuschlägt. Herodes war unweise, weil er ein vorschnelles Versprechen machte, aber sicherlich muss jeder von uns ein gewisses Verständnis dafür aufbringen, dass er genau in jener Situation so unweise gesprochen hat, denn wir alle wissen aus trauriger Erfahrung, dass wir oft gerade dann anfällig für Fehler sind, wenn es uns (zu) gut geht.
Vers 8
Sie aber, von ihrer Mutter angewiesen, sagt: Gib mir hier auf einer Schale das Haupt Johannes des Täufers! Mt 14,8
Man muss sich diese Szene einmal vorstellen: Ein hübsches junges Mädchen führt auf einer grossen Veranstaltung einen verführerischen Tanz auf, woraufhin ihr Stiefvater ihr ein richtig grosses Geschenk nach freier Wahl verspricht – und sie wünscht sich den Kopf eines Mannes auf einer Schale! Damit hat gewiss niemand gerechnet, am allerwenigsten wohl Herodes!
Viele Menschen haben sich gewiss schon gefragt, weshalb das Mädchen keinen eigenen Wunsch vorgebracht hat. Sie hätte ja alles haben können, vom Pony bis zum eigenen Landgut oder was auch immer. Aber sie befand sich offenbar in einer seltsamen Abhängigkeit von ihrer Mutter und diese wiederum wurde ganz offensichtlich vom Teufel gelenkt. Diese für Menschen nicht erkennbaren Abhängigkeiten waren das Meisterstück der Planung des Teufels. Die Falle für Herodes schnappte erbarmungslos zu. Nun befand er sich in der Zwickmühle: Sollte er weiter das Leben von Johannes dem Täufer schützen und sein offen vor versammelter Mannschaft gegebenes Wort brechen oder sollte er Johannes enthaupten lassen, um sein Gesicht zu wahren?
Versprechungen und Gelübde sind etwas Brandgefährliches! Jemand hat einmal gesagt, dass mehr Menschen über ihre Zunge als über ihre Füsse stolpern, und da ist etwas Wahres dran. Gerade als Christen sind wir verpflichtet, zu unserem Wort zu stehen, weshalb wir unsere Worte besonders sorgfältig wählen sollten. Aber Gott sei Lob und Dank! Der HERR ist gnädig! Er warnt nicht nur wiederholt in Seinem guten Wort vor Gelübden, sondern zeigt auch auf, dass Er gewissermassen in die Bresche springt, falls wir uns doch einmal um Kopf und Kragen geredet haben: In Israel war ein Mann erbarmungslos an sein Gelübde gebunden, die Frau jedoch nicht, denn ihr Vater oder ihr Ehemann konnten ein Veto einlegen und sie so von ihrem Gelübde entbinden (vgl. 4.Mose 30). Das hat eine vorbildliche Bedeutung: Wir als Christen sind die Braut, die Verlobte (vgl. Eph 5,21ff. und 2.Kor 11,2), also die Frau; der Herr Jesus ist der Bräutigam, der Mann. Er war gewissermassen gezwungen, Sein Gelübde bis zum Tod am Kreuz zu halten, aber wir können quasi von Ihm entbunden werden. Wenn wir etwas versprechen, das wir nicht halten können, haben wir einen Fehler begangen; das ist eine Sünde. Aber das Blut Jesu Christi kann uns von jeder Sünde, auch von dieser Sünde, reinigen. Deshalb sollen wir ja nicht denken, wir seien in jedem Fall zwingend verpflichtet, jedes Versprechen zu halten. Im schlimmsten Fall ist es besser, das Gesicht zu verlieren, die Gnade des HERRN in Anspruch zu nehmen und – entgegen unserem voreiligen Versprechen – das Richtige und nicht das Versprochene zu tun.
Vers 9
Und der König wurde traurig; aber um der Eide und um derer willen, die mit zu Tisch lagen, befahl er, es zu geben. Mt 14,9
Herodes war bestürzt über die unerwartete Bitte. Er war traurig, weil er Johannes schätzte und weil er so lange versucht hatte, sein Leben zu verschonen. Aber andererseits wollte er zu seinem Wort stehen und das Gesicht nicht verlieren vor seinen angesehenen Freunden. Gerade noch war er überglücklich gewesen, hatte er einen wahren Freudenrausch durchlebt – aber jetzt war alles anders. Die Falle des Teufels hatte zugeschnappt und er fühlte, dass er nicht entkommen konnte. Schweren Herzens gab er dem Wunsch der Stieftochter statt und befahl, Johannes enthaupten zu lassen.
Unser Vater in den Himmeln will uns durchaus Gutes sehen und erleben lassen. Er schenkt uns Zeiten der Freude und der Erquickung. Aber wir sollten gerade diese Zeiten ganz besonders bewusst zusammen mit Ihm geniessen! Zu schnell passiert es sonst, dass wir sorglos und übermütig werden. Dann werden wir angreifbar. Der Teufel wird sich nicht zweimal bitten lassen, sondern sorgfältig alles präparieren, um uns in eine Falle tappen zu lassen. Wir werden hier einen Fehler machen und uns dort falsch verhalten, aber zunächst wird nichts passieren. Das wird uns noch sorgloser machen und dafür sorgen, dass wir noch blinder in die Falle tappen werden. Plötzlich kommt dann das böse Erwachen!
Deshalb sollten wir uns nicht so verhalten, wie die Welt sich verhält. Wenn es den Menschen schlecht geht, schreien sie durchaus zu Gott. Werden sie erhört und wendet sich ihr Blatt, vergessen sie Ihn nur zu rasch. Sie haben ja nun wieder alles, was sie wollen! Sie lassen es sich gut gehen und wollen von Gott nichts mehr wissen. Das ist eine traurige Sache. Diese Haltung ist aber auch gefährlich, denn am Ende wird es den Menschen noch schlechter als zuvor gehen. Sie hätten die Chance gehabt, in ihrem Leben wirklich etwas zu ändern, aber sie haben sich mit dem erstbesten «Zückerli» zufrieden gegeben und deshalb alles Weitere verpasst.
Vers 10
Und er sandte hin und liess den Johannes im Gefängnis enthaupten. Mt 14,10
Herodes hatte die Wahl zwischen einem Gesichtsverlust und der Enthauptung von Johannes. Das machte ihn zwar traurig, aber seine Entscheidung fiel kurzerhand: Lieber liess er Johannes im Gefängnis enthaupten, als dass er sein Gesicht verlöre! Am Ende ist sich eben doch jeder selbst der Nächste. Natürlich hätte nicht jeder Mensch in dieser Situation so gehandelt, aber diese Tendenz zum Egoismus gehört zu unserer Veranlagung.
Man könnte sich nun fragen, weshalb der HERR das alles zugelassen hat. Genauso könnte man sich fragen, weshalb Er zugelassen hat, dass Jakobus enthauptet wurde, während Er Petrus auf eine wundersame Weise befreit hat (Apg 12). Die Wege des HERRN sind für uns oft unergründlich, aber wir dürfen fest darauf vertrauen, dass Er immer gute Gründe hat, so und nicht anders zu handeln.
Johannes hatte seinen Dienst vollendet und das Ziel seines Lebens erreicht, weshalb der HERR ihn zu Sich in die Herrlichkeit berief. Man könnte darüber diskutieren, ob Johannes sich selbstverschuldet in eine missliche Lage gebracht hat und ob es besser gewesen wäre, wenn er gegenüber Herodes geschwiegen hätte. «Was wäre, wenn … ?» – das sind immer gefährliche Überlegungen. Zudem bestand der Dienst des Johannes ja gerade darin, Menschen von Sünde zu überführen und zur Busse aufzurufen. Und genau das hatte er bei Herodes getan. Wir dürfen deshalb die Zuversicht haben, dass Johannes sich nicht selbstverschuldet in die Bredouille gebracht hat, sondern bis zum Ende jenen Weg gegangen ist, auf dem der HERR ihn führen wollte. Johannes musste sich am Ende seines Lebens nicht mit Selbstvorwürfen plagen, wie so viele Menschen es leider tun müssen.
Durch die Ermordung von Johannes konnte bzw. musste aber auch Herodes zeigen, was in ihm war. In ihm steckte die Veranlagung, Menschen zu ermorden, um seine eigenen Interessen zu wahren. Solange er nie in eine verzwickte Lage gekommen war, konnte er diese böse Neigung aber verborgen halten. Erst als er zu einer Entscheidung genötigt wurde, zeigte er, wie er war. So geht es auch heute vielen Menschen. Solange es allen gut geht, sind alle nett, freundlich und zuvorkommend. Jeder ist ein lieber Mensch! Aber kommen Probleme auf, sieht es plötzlich anders aus. Dann zeigen die Menschen, wie sie wirklich sind. Dränge sie in eine Ecke und sieh, was sie tun, dann weisst Du, woran Du bist. So lässt der HERR immer wieder zu, dass Menschen in die Ecke gedrängt werden. Dann zeigen sie, wie sie wirklich sind. Später wird der HERR sie einmal nach dem richten, was in ihren Herzen gewesen ist, aber Er wird diese Beurteilung zugleich anhand ihrer Taten vornehmen können, weil sie die Gelegenheit erhalten haben werden, gemäss ihrem Herz zu handeln. Das ist ein sehr ernster Gedanke! Er taucht immer wieder in der Bibel auf. So heisst es beispielsweise an einer Stelle: «Eine tiefe Grube ist der Mund von fremden Frauen; wem der HERR zürnt, der fällt hinein» (Spr 22,14). Wer eine Neigung zum Ehebruch hat und nicht bereit ist, diese böse Neigung vor dem HERRN zu richten, der wird eines Tages die Gelegenheit erhalten – und wahrnehmen. Das wird vom HERRN geführt sein, damit dieser Mensch mit dem ehebrecherischen Herz als Ehebrecher gerichtet werden kann. Wir sollten den HERRN sehr fürchten!
Vers 11
Und sein Haupt wurde auf einer Schale gebracht und dem Mädchen gegeben, und sie brachte es ihrer Mutter. Mt 14,11
Wie kaum ein anderes Buch schildert uns die Bibel das menschliche Leben in einer teilweise geradezu schockierenden Realitätsnähe und Nüchternheit. So macht das Wort Gottes keine lange Geschichte darum, was mit Johannes geschehen ist: Er wurde enthauptet, sein Haupt wurde auf einer Schale zum Mädchen gebracht und dieses brachte es seiner Mutter. In diesen wenigen Worten, in dieser kurzen Beschreibung liegt eine ganze Welt des Elendes verborgen! Was muss das für ein Mädchen gewesen sein, das den Kopf eines treuen Dieners Gottes auf einer Schale entgegen nehmen und ihrer Mutter bringen konnte! Was muss das für eine Mutter gewesen sein, die ihre Tochter angestiftet hat, sich so etwas Schreckliches zu wünschen, statt sich einen eigenen Wunsch zu erfüllen! Was muss das für ein Mann gewesen sein, der lieber einen gerechten Menschen feige enthaupten liess, als sein Gesicht zu verlieren! O, wie viele weitere Fragen wirft diese Geschichte auf! Aber der HERR geht darauf nicht weiter ein; Er schildert einfach, was geschehen ist – kurz, knapp und klar.
Die Art und Weise, wie die Bibel teilweise menschliche Abgründe offen beschreibt, ohne sie weiter zu kommentieren, hat schon bei vielen Menschen zu Irritationen geführt. Man hört immer wieder, wie Menschen sagen, das Alte Testament sei so brutal. Das stimmt auch. Das Alte Testament ist brutal. Aber wieso? Weil es den Menschen beschreibt, wie er ist. Nicht Gott, sondern der Mensch ist brutal! Nur weil der HERR nicht zu jedem der vielen, teils schrecklichen Fehltritte der Menschen, die in der Bibel beschrieben werden, einen Kommentar abgibt, bedeutet das nicht, dass Er das alles gut fände oder tolerieren würde.
Zum Beispiel wird uns bereits in 1.Mose 4 zum ersten Mal von einem Mann berichtet, der sich mehr als eine Frau genommen hat. Das wird nicht weiter kommentiert. Wir sehen durch das ganze Alte Testament hindurch, wie Männer immer wieder mehr als eine Ehefrau gehabt haben, ohne dass diese Tatsache weiter kommentiert würde. Daraus könnte man ableiten, dieses Vorgehen habe die Zustimmung Gottes gefunden. Die Ausführungen des Herrn Jesus zur Ehe in den Evangelien setzen aber ausnahmslos als selbstverständlich voraus, dass ein Mann und eine Frau heiraten; auch in den Lehrbriefen wird die «Ein-Ehe» als das selbstverständliche Normale vorausgesetzt. Für Männer, die in der Versammlung Gottes als Aufseher oder Diener Verantwortung übernehmen wollen, wird klar betont, dass sie nur eine Frau (nicht mehr und nicht weniger) haben dürfen. Das macht klar, dass die «Ein-Ehe» (Monogamie) das Ideal in den Augen Gottes darstellt. So hat Er die Ehe ja auch bei der Schöpfung eingeführt! Wenn wir die Begebenheiten im Alten Testament, in denen über Ehen mit mehreren Frauen berichtet wird, mit dieser Erkenntnis nochmals durchlesen, stellen wir immer wieder fest, dass diese Beziehungen als problembelastet beschrieben werden. Auch wenn der HERR die «Viel-Ehe» also zunächst nicht explizit kommentiert hat, finden wir bei genauem Nachforschen doch heraus, wie Er darüber denkt.
Vers 12
Und seine Jünger kamen herbei, hoben den Leib auf und begruben ihn. Und sie kamen und verkündeten es Jesus. Mt 14,12
Für Herodias und Herodes war die Sache mit der Enthauptung von Johannes dem Täufer erledigt. Man hatte Herodias das Haupt von Johannes auf einer Schale überbracht, alles weitere interessierte sie nicht. Das ist die «Wertschätzung» der Welt für Diener Gottes. Sie nimmt deren Dienste gerne in Anspruch, solange sie davon profitieren kann, aber es stört sie nicht oder kommt ihr sogar gerade recht, wenn die mahnenden Stimmen verstummen. So war es auch beim grössten Diener überhaupt, dem Menschen Jesus Christus. Man wollte Ihn unbedingt gekreuzigt sehen, ging aus der Stadt hinaus zu Ihm ans Kreuz, um Ihn zu verhöhnen und zu beleidigen, aber kaum war Er tot, war das Interesse sofort erloschen. Man liess Ihn dort hängen und ging wieder seinen eigenen Dingen nach. Sollten doch Seine Jünger zusehen, was sie mit dem Leib Christi tun wollten!
Unter Gläubigen herrscht eine andere Haltung vor. Wahre Gläubige kennen etwas vom Herz Gottes und fühlen, dass Er jedem, wirklich jedem Menschen, so unbedeutend dieser auch scheinen mag, Liebe entgegen bringt. Selbst ein toter Leib ist etwas, das Gläubige mit Ehrerbietung und Würde behandeln. Man kann bspw. ziemlich genau bestimmen, wann der christliche Glaube in einer bestimmten Region in Europa Fuss gefasst hat, weil man dann sofort aufgehört hat, die toten Körper zu verbrennen; man hat sie würdig bestattet. Was für die Welt tote Biomasse ist, die irgendwie entsorgt werden muss, ist in den Augen Gottes ein Leib, den Er geschaffen hat und für den Er Sorge trägt.
Man berichtete auch dem Herrn Jesus, der Johannes ganz offensichtlich nahe gestanden hatte, vom Tod dieses ausgezeichneten Dieners. Aber wie hat Er darauf reagiert? Er wusste ja, dass es so hatte kommen müssen. Er wusste, dass Sein Diener seinen Dienst erfüllt hatte und in die Herrlichkeit abberufen worden war. Hat Er die Sache damit abgetan? Der Folgevers wird diese Frage beantworten.
Vers 13
Und als Jesus es hörte, zog er sich von dort in einem Boot abseits an einen öden Ort zurück. Und als die Volksmengen es hörten, folgten sie ihm zu Fuss aus den Städten. Mt 14,13
Als Jesus hörte, dass Johannes getötet worden war, zog Er sich an einen öden Ort zurück. Dort wollte Er in aller Stille vor Gott dem Vater um diesen hervorragenden Diener trauern. Wie schön ist das! Der Herr Jesus hatte genau gewusst, dass es so kommen würde, aber für Ihn war Johannes nicht nur eine wichtige Schachfigur, sondern ein Mensch, ein Freund. Der Tod von Johannes traf Ihn!
Wir sagen oft, dass der Tod zum Leben gehöre, dass der Tod etwas Normales sei. Da ist zwar etwas Wahres dran, weil wir alle – als Folge der Sünde – sterben müssen, aber der Tod ist ganz gewiss nichts Normales! In der Schöpfung, die Gott der HERR als sehr gut bezeichnet hat, ist der Tod nicht vorgesehen gewesen. Er hat als ein grosses Übel in der Folge des Sündenfalls Einzug in die Schöpfung gehalten und er ist vom Teufel missbraucht worden, um uns durch Furcht zu knechten (Hebr 2,14.15). Der Tod ist immer eine Tragödie! Gerade uns als Christen sollte das besonders bewusst sein. Selbst wenn jemand stirbt, von dem wir überzeugt sind, dass er in die Herrlichkeit eingehen darf, ist es deshalb völlig normal, wenn wir trauern, weil der Tod einen geliebten Menschen von uns weggerissen hat. Die Reaktion des Herrn Jesus auf den Tod von Johannes dem Täufer zeigt uns, dass der HERR mit uns mittrauert. Auch für Ihn ist der Tod (jedes Menschen!) eine Tragödie, weil er nicht zu den guten Absichten passt, die Gott der HERR für jeden einzelnen Menschen hat. So dürfen wir wissen, dass der HERR unsere Trauer nicht nur akzeptiert, sondern gewissermassen mit uns mittrauert. Wie schön ist das!
Doch die Volksmengen hatten dafür kein Verständnis. Sie gönnten dem Herrn Jesus nicht einen Moment der Ruhe, sondern folgten Ihm sofort nach. Dabei wurden sie nicht vom Wunsch geleitet, Ihm nahe zu sein oder Ihn in Seiner Trauer zu unterstützen. Nein, ihr Motiv war, weiter von Ihm profitieren zu können! Sie hatten ja erlebt, wie Er Menschen gesund gemacht und von Dämonen befreit hatte. Diese Wunderheilungen wollten sie so oft und so rasch wie möglich weiter in Anspruch nehmen. Das war alles, was sie interessierte. Welch schäbige Haltung!
Vers 14
Und als er ausstieg, sah er eine grosse Volksmenge, und er wurde innerlich bewegt über sie und heilte ihre Kranken. Mt 14,14
Wie wunderbar ist unser geliebter Herr! Er wollte Sich nur einen Moment für Sich allein zurückziehen, aber die Volksmenge liess Ihm keine Ruhe. Wurde Er ungehalten? Nein, Er sah die grosse Not und wurde innerlich bewegt! Sein Herz schlug für diese Menschen, die Ihn benötigten. Also setzte Er Seine eigenen Absichten beiseite und begann, die Kranken zu heilen.
Jesus Christus ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit. Wie Er damals über die Not der Menschen innerlich bewegt gewesen ist, so ist Er es heute noch. Wir müssen nicht «gut» oder «würdig» sein, um vor Ihn treten zu dürfen. Wenn wir nur eine Not haben und zu Ihm kommen, um unsere Hilfe bei Ihm zu finden, wird Er hören. Nicht unsere menschliche Gerechtigkeit, sondern unser Vertrauen zu Ihm öffnet uns den Zugang zu Seiner Gnade.
Vers 15
Als es aber Abend geworden war, traten seine Jünger zu ihm und sprachen: Der Ort ist öde, und die Zeit ist schon vergangen. Entlass die Volksmengen, dass sie hingehen in die Dörfer und sich Speise kaufen! Mt 14,15
Es ist immer wieder interessant zu studieren, wie sich der Herr Jesus Christus im Gegensatz zu anderen Menschen verhalten hat. Nachdem Er vom Tod des Täufers gehört hatte, wollte Er für Sich allein trauern, weshalb Er einen öden Ort aufsuchte. Dort hätte Er getrauert, wie kein anderer Mensch trauern kann – mit einer Vollkommenheit der Empfindungen, wie es sie in unserer verdorbenen, sündigen Natur niemals geben könnte. Aber die Menschen, die weiter von Ihm profitieren wollten, folgten Ihm und hinderten Ihn an Seinem Vorhaben. Voller Mitleid und Güte schob Er Seine eigenen Pläne beiseite, um sich um sie zu kümmern. Dann wurde es Abend. Jetzt hätte Er jeden guten Grund gehabt, die Leute wegzuschicken und endlich um Johannes zu trauern. Aber offenbar machte Er keinerlei Anstalten, Seinen Hirtendienst zu unterbrechen. Unermüdlich kümmerte Er sich um jedes Schäfchen, das zu Ihm kam.
Die Jünger waren es, die fanden, jetzt sei aber genug! Sie wollten die Leute wegschicken, nicht Er. Ihre Intention war sicher gut, ihre Gründe waren noch besser. Der Ort war öde, die Zeit war weit vorgerückt, die Leute mussten hungrig sein und noch rechtzeitig zu Nahrung kommen. Wer kann dagegen etwas einwenden? Der Vorschlag der Jünger war nicht verkehrt, sondern vernünftig, aber trotzdem in jener Situation völlig falsch. Hätte der Herr Jesus die Menschen weggeschickt, hätte Er dem Vater in den Himmeln die Möglichkeit gestohlen, eines der grössten Wunder zu bewirken, von der die Bibel berichtet, eines der wenigen, wenn nicht sogar das einzige Wunder, das in allen vier Evangelien zu finden ist.
Gott hat uns unseren Verstand gegeben und Er hat ihn uns gegeben, damit wir ihn benutzen. Aber wir sollen vom Herrn Jesus lernen, unseren Verstand in Abhängigkeit von Gott zu nutzen. Wenn wir uns von Ihm führen lassen, werden wir nicht nur einen guten, vernünftigen Weg gehen, sondern über das Wasser gehen. Wir werden Ihm die volle Freiheit geben, an uns und durch uns Dinge zu tun, die wir in unseren kühnsten Träumen nicht erwartet hätten. Die Tür des Segens ist dann voll geöffnet, wenn wir uns in einer völligen Abhängigkeit von Gott befinden!
Vers 16
Jesus aber sprach zu ihnen: Sie haben nicht nötig wegzugehen. Gebt ihr ihnen zu essen! Mt 14,16
Mit dieser Antwort des HERRN haben die Jünger bestimmt nicht gerechnet! Sie hätten es gewiss nicht fassen können, wenn der Herr Jesus gesagt hätte, dass Er diese vielen tausend Menschen in der Einöde speisen wolle (auch wenn sie das Alte Testament kannten und wussten, dass Gott ein Millionenvolk in der Wüste problemlos jahrzehntelang versorgen kann!). Wie hätte Er das anstellen sollen? Aber das war ja gar nicht Seine Antwort, sondern: Gebt ihr ihnen zu essen! Wie? Die Jünger sollten Tausende mit Nichts speisen? Wie sollten sie das anstellen? Woher sollten sie die Speise besorgen?
Vor genau demselben Problem stehen echte Jünger des Herrn Jesus auch heute. Die Menschen brauchen Speise – nicht nur für den Bauch, sondern auch für den Geist und die Seele. Der Mensch lebt nicht von Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus dem Mund des HERRN hervorgeht. Diese Speise müssen wir den Menschen geben. Das ist genauso unmöglich wie Tausende in der Einöde zu speisen. Und doch ist es der Auftrag des HERRN. Allerdings dürfen wir wissen, dass Er jene befähigt und ausrüstet, die Er aussendet. Der vor uns liegende Bericht zeigt uns dies auf eine sehr anziehende und leicht verständliche Weise. Der erste Punkt, den wir verstehen müssen, ist allerdings dieser: Der HERR will, dass wir Sein Wort zu den Menschen bringen!
Vers 17
Sie aber sagen zu ihm: Wir haben nichts hier als nur fünf Brote und zwei Fische. Mt 14,17
Wenn wir verstanden haben, dass der HERR durch uns die Speise austeilen will, die die Menschen so dringend benötigen, ist es in einem zweiten Schritt gut zu erkennen, dass wir dazu gar nicht in der Lage sind. Stellen wir uns einmal die Situation, die uns hier geschildert wird, bildlich vor: Da sind Tausende von Menschen, die Hunger haben, und dann sind da auch die Jünger, die nichts weiter vorweisen können als fünf Brote und zwei Fische. Das konnte nie und nimmer ausreichen! Fünf Brote und zwei Fische, das war nicht einmal genug, um jedem der Anwesenden einen kleinen Brocken zu geben. Und so ist es auch bei uns: Unser Auftrag ist es, eine ganze Welt geistlich zu speisen, das Wort des Lebens auszuteilen und Menschen zu Gott zu führen. Wie sollen wir das tun? Was wir zu bieten haben, ist wie nichts – lächerlich gering im Vergleich zum Bedürfnis, das gestellt werden soll. Selbst der beste Prediger und ausgezeichnetste Diener des HERRN hat in sich selbst so wenig zu bieten, dass es nie und nimmer ausreichen kann, um den Auftrag auszuführen.
Vers 18
Er aber sprach: Bringt sie mir her! Mt 14,18
In der Wüste hatte Gott einst Brot vom Himmel fallen lassen. Der Herr Jesus hätte die Volksmenge ebenso mit Manna speisen können. Aber das tat Er nicht. Er wollte lieber mit dem handeln, was die Jünger Ihm bringen konnten. Das ist die dritte wichtige Erkenntnis für uns: Wir sollen das Wenige, das wir haben, nehmen und in die Hände des Herrn Jesus legen.
Der HERR will, dass wir geistliche Speise austeilen, aber was wir haben, kann unmöglich dafür ausreichen. Was wir haben, können wir aber in die Hand des HERRN legen. Und dann werden Wunder geschehen! Der HERR könnte alles Mögliche tun und bewirken, aber Er will uns einbinden. Er will uns teilhabne lassen an den herrlichen Dingen, die Er Sich vorgenommen hat. Das funktioniert aber nur, wenn wir Ihn frei schalten und walten lassen. Legen wir also unsere Zeit, unsere Energie, unser Geld, ja uns selbst in Seine Hand und lassen wir Ihn handeln!
Vielleicht merkst Du, dass der HERR Dich heute gebrauchen will, um einer bestimmten Person das Evangelium weiter zu geben. Du fasst also einen Auftrag. Dann ist Dir allerdings klar, dass Du weder gut sprechen kannst noch ein besonderes Ansehen geniesst. Um Dich herum gäbe es ein Dutzend Menschen, die besser für diese Aufgabe geeignet wären. Was Du dem HERRN zur Verfügung stellen kannst, ist schwach – fünf Brote und zwei Fische für Tausende von Menschen. Aber jetzt nimm dieses Wenige und lege es in die Hand des HERRN! Bete zu Ihm! Sage Ihm, dass Du diese Aufgabe nicht ausführen kannst, dass Du nicht geeignet bist, aber dass Du auf Sein Wort hin trotzdem gehen und Dich Ihm zur Verfügung stellen willst! Bitte Ihn, dass Er durch Dich spricht! Geh hin – nicht als ein Facharbeiter, der eine schwierige Aufgabe ausführt, sondern als das Werkzeug in der Hand des Facharbeiters! Du musst diese Aufgabe nicht mit Deiner Kraft oder Deinem Verstand bewältigen, sondern nur eins tun: «Bringt sie mir her!»
Vers 19
Und er befahl den Volksmengen, sich auf das Gras zu lagern, nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte auf zum Himmel und dankte; und er brach die Brote und gab sie den Jüngern, die Jünger aber gaben sie den Volksmengen. Mt 14,19
Hier haben wir nun den letzten Schritt dieses «Prototyps», wie man dem HERRN dient, vor uns. Am Anfang steht die Aufforderung des HERRN, dass wir Seinen Willen hier auf der Erde ausführen sollen. Dann folgt die Erkenntnis, dass wir in uns selbst gar nicht das haben, was zur Ausführung dieses Auftrages nötig ist. Das muss uns direkt in die Arme des HERRN treiben. Wir sollen das Wenige, das wir haben, in Seine Hand legen, denn damit will Er handeln. Schliesslich erhalten wir präzise Anweisungen (die Volksmengen mussten sich in einer ganz bestimmten Ordnung lagern; vgl. Lk 9,14) sowie das, was wir benötigen, aus Seiner Hand. Die Jünger hatten Ihm fünf Brote und zwei Fische gegeben und Er gab ihnen so viel zurück, dass sie aus vollen Händen die Volksmengen bedienen konnten!
Manchmal will der HERR von Dir nichts mehr als Deine Bereitschaft. Er will Dich für eine Aufgabe einsetzen, die zu gross für Dich ist, aber wenn Er Dir den Auftrag gibt, will Er weder Ausflüchte noch Vernünfteleien hören, sondern einfach nur, dass Du bereit bist, das zu tun, was Er will. Dann wird Er Deine schwachen und ungenügenden Fähigkeiten gewissermassen aus Deiner Hand nehmen und Dir in der Folge genau das zurückgeben, was Du benötigst, um den Auftrag auszuführen. Du wirst in Seiner Kraft und in Seiner Weisheit aktiv sein und Dich anschliessend selber darüber wundern, was gerade geschehen ist!
Ein Detail muss noch erwähnt werden: Der Herr Jesus zerteilte die Brote nicht nur, sondern zuerst einmal blickte Er auf zum Himmel und dankte. Obwohl Er der Sohn Gottes von Ewigkeit her – Gott selbst! – gewesen ist, hat Er Sich als Mensch völlig abhängig vom Vater in den Himmeln gemacht. Das ist nicht nur Seine innere Haltung gewesen, sondern hat sich auch in Seinem Verhalten nach aussen gezeigt. Deshalb hat Er beispielsweise ganz bewusst und offen für die Gabe des Vaters gedankt. Um wie viel mehr sollten wir, die wir völlig abhängig von Gott sind, uns immer wieder bewusst machen, dass sich ein Mensch nichts nehmen kann, es sei denn, es werde ihm von oben gegeben (Joh 3,27), und dass jede gute Gabe vom Vater der Lichter kommt (Jak 1,17)! Gerade beim Essen zeigt sich das immer wieder so deutlich, denn wie könnten wir essen und wie könnten wir uns am Essen erfreuen, wenn der HERR es uns nicht geschenkt hätte (Pred 2,25)? Deshalb wollen wir es uns auch zur Gewohnheit machen, vor jedem Essen ganz bewusst dem HERRN für Seine gute Gabe zu danken. Schön ist es, wenn wir das nicht nur innerlich tun, sondern auch (ohne eine grosse Show daraus zu machen) nach aussen zeigen, wie etwa der Apostel Paulus (Apg 27,35).
Vers 20
Und sie assen alle und wurden gesättigt. Und sie hoben auf, was an Brocken übrig blieb: zwölf Handkörbe voll. Mt 14,20
Die Zahl jener, die gegessen haben, wird uns erst im folgenden Vers genannt, aber auch ohne diese Zahl zu kennen, ist höchst wundersam, was wir hier lesen: Die Jünger hatten fünf Brote und zwei Fische ausgeteilt, was alles zusammen mit zwei, höchstens drei Händen gehalten werden kann, nach dem Essen, als alle satt geworden waren, aber so viele Brocken eingesammelt, dass sie damit zwölf Handkörbe füllen konnten! Was nach dem Essen übrig geblieben ist, ist also ein Vielfaches davon gewesen, was im Anfang ausgeteilt worden war! So haben wir hier einen eindrücklichen Beweis dafür vor uns, dass der HERR selbst das Kleinste, das wir vertrauensvoll in Seine Hände legen, unendlich vervielfachen kann.
Überaus anziehend ist auch, dass der Herr Jesus einerseits in einer grenzenlosen Grosszügigkeit ausgeteilt, andererseits aber nichts verschwendet hat. Er hätte ja das Essen so vervielfältigen können, dass die Leute gerade knapp nicht verhungert wären. Grosszügig wäre es gewesen, wenn Er so viel ausgeteilt hätte, dass jeder satt geworden wäre. Aber nein, Er hat die Speise so vervielfältigt, das jeder nach Herzenslust so viel essen konnte, wie er nur irgend wollte! Da stand so viel Speise zur Verfügung, dass am Ende noch Berge davon übrig blieben! So teilt der HERR aus – nicht nach Mass, sondern unermesslich viel!
Doch verschwendet werden sollte nichts. Was übrig blieb, durfte nicht liegen gelassen und auch nicht weggeworfen werden. Man musste es einsammeln und weiter verwerten. Er konnte zwar einerseits verschwenderisch viel Speise zur Verfügung stellen, stellte sich aber andererseits entschieden gegen jede echte Verschwendung. Wie perfekt ist Er in allem! Wir haben diesen letzten Punkt in unserer Wohlstandsgesellschaft leider vergessen. Wir pflegen einen durch und durch verschwenderischen Lebensstil. Dinge, die man reparieren müsste, werden achtlos weggeworfen, weil man ja so billig einen Ersatz besorgen kann. Im Laden kaufen wir nur perfektes Obst und Gemüse, was dazu führt, dass tonnenweise geerntetes Obst und Gemüse, das nicht perfekt aussieht, weggeworfen wird. Ungefähr ein Drittel aller produzierten Lebensmittel landet im Müll! Und in anderen Ländern verhungern die Menschen. Man könnte noch so viel mehr aufzählen, aber das ist hier nicht das Thema. Wir als Gläubige sollten uns einfach immer wieder bewusst machen, dass der HERR Verschwendung nicht schätzt. Sogar in so einem kleinen Punkt können wir ein anderes Verhalten als der Rest der Welt an den Tag legen und damit ein Zeugnis für unseren HERRN sein.
Vers 21
Die aber assen, waren ungefähr fünftausend Männer, ohne Frauen und Kinder. Mt 14,21
Die grosse Überraschung folgt zum Schluss: Die Zahl der Menschen, die vom Herrn Jesus mit fünf Broten und zwei Fischen gespiesen wurden, lag bei mehreren Tausend! Es handelte sich um fünftausend Männer plus Frauen und Kinder, also insgesamt um schätzungsweise 15.000–20.000 Menschen! All diese Leute wurden vom HERRN gespiesen und dennoch blieben zwölf Handkörbe voll mit Brocken übrig. Das übersteigt unsere Vorstellungskraft bei Weitem.
Allerdings dürfen wir nicht vergessen, dass derselbe HERR einige Jahrhunderte davor ein Millionenvolk über mehrere Jahrzehnte hinweg in der Wüste erhalten hatte. Man muss sich das einmal vorstellen: Mehrere Millionen Menschen fanden jeden Morgen genug Speise für den ganzen Tag – und das 40 Jahre lang, also 14.600 Morgen nacheinander immer wieder neu! So ist der HERR. Er hat alle Macht, die man sich nur vorstellen kann, und Er ist sowohl gütig als auch grosszügig. Wenn Er wiederholt solche Beweise Seiner Fürsorge gegeben hat, sollte Er dann nicht auch fähig als auch willens sein, sich um unsere kleinen Probleme zu kümmern? Möchten wir Ihm doch noch so viel mehr vertrauen!
Vers 22
Und sogleich nötigte er die Jünger, in das Boot zu steigen und ihm an das jenseitige Ufer vorauszufahren, bis er die Volksmengen entlassen habe. Mt 14,22
Nun folgt ein neuer Abschnitt, der vermeintlich ein ganz anderes, neues Thema behandelt. Der Herr Jesus befahl den Jüngern, in das Boot zu steigen und an das jenseitige Ufer vorauszufahren, während Er die Volksmengen, die nun gesättigt waren, entlassen wollte. Allerdings deutet das kleine Wörtchen «sogleich» einen engen Zusammenhang zwischen der Speisung der Volksmengen und dem an, was nun folgen soll. Tatsächlich werden wir sehen, dass die hier beschriebenen Ereignisse bildhaft einen Überblick über das Handeln Gottes in der jetzigen Zeit vermitteln.
Die erste «Phase» in der Reihe dieser Ereignisse ist die Speisung der Volksmengen durch den Sohn Gottes. Sie schattet die Zeit vor, von der die Evangelien sprechen, also die Zeit, in der der Sohn Gottes als das wahre Brot des Lebens (vgl. Joh 6) hier gewesen ist und Sein Volk Israel «gespiesen» hat. In Joh 6 wird ein direkter Bezug zwischen diesem Wunder der Speisung und dem Herrn Jesus als dem wahren Brot des Himmels gemacht. Die Speisung zeigt wie die vielen Wunderheilungen und Dämonenaustreibungen etc. an, welcher Segen von der Gegenwart des Messias ausfliesst. Jene Zeit ist ein Vorgeschmack auf das kommende Tausendjährige Friedensreich des Messias gewesen und die Speisung steht gewissermassen symbolisch für diese Zeit des Vorgeschmacks.
Aber der Herr Jesus war ja bereits von Seinem Volk Israel definitiv verworfen worden, was in Mt 12 und 13 eingehend beschrieben wird. Er konnte also gewissermassen nicht bei den Volksmengen bleiben. Er musste sie entlassen und für eine Zeit sich selbst überlassen. Nun gut, möchte man einwenden, dann hat Er Sich aber Seinen Jüngern respektive der Kirche zugewandt. Ja, das hat Er, wie wir noch sehen werden, allerdings auf eine andere Weise, als Er Sich zunächst Israel zugewandt hatte. In Israel ist Er selbst körperlich anwesend gewesen, um Sein Volk materiell zu segnen, nämlich mit Nahrung, Gesundheit etc. Seine Beziehung zur Kirche ist dagegen eine andere. Wir alle wissen nur zu gut, dass Er nicht mehr körperlich anwesend ist. Das wird hier dadurch angezeigt, dass Er die Jünger anwies, Ihn zu verlassen. Wörtlich steht hier sogar, dass Er sie nötigte! Sie waren also gezwungen, Ihn zu verlassen. Das hat sich verwirklich, als Er nach Seiner Auferstehung in den Himmel aufgefahren ist, um sich zur Rechten der Majestät zu setzen. Dahin konnten Ihm die Jünger nicht folgen. Sie mussten zurückbleiben und wurden so gesehen zwangsweise von Ihm getrennt. Für die Christenheit gilt deshalb nun der folgende Grundsatz: «Den ihr liebt, obgleich ihr ihn nicht gesehen habt; an den ihr glaubt, obwohl ihr ihn jetzt nicht seht, über den ihr mit unaussprechlicher und verherrlichter Freude jubelt» (1.Petr 1,8).
Vers 23
Und als er die Volksmengen entlassen hatte, stieg er für sich allein auf den Berg, um zu beten. Als es aber Abend geworden, war er dort allein. Mt 14,23
Während die Jünger allein unterwegs zum andern Ufer des Sees waren, stieg der Herr Jesus allein auf einen Berg, um zu beten. Die Jünger befanden sich also auf einer kleinen Reise. Sie waren am Startpunkt vom Herrn Jesus getrennt worden, waren nun unterwegs und sollten bald ein klar definiertes Ziel erreichen. Wir haben bereits festgehalten, dass die Jünger hier bildlich für die Kirche, die Gemeinde stehen. Die Geschichte der Gemeinde hat zehn Tage nach ihrer Trennung vom Herrn Jesus begonnen, nämlich an Pfingsten. Damals war der Herr Jesus quasi auf einen sehr hohen Berg gestiegen; Er war nämlich in den Himmel aufgefahren (in Hes 28,14 wird der Himmel «Gottes heiliger Berg» genannt; in Jes 14,13 heisst es vom Teufel, dass er «den Versammlungsberg im äussersten Norden» besteigen wollte).
Was tut der Herr Jesus nun in der Zeit, in der Seine Gemeinde als Sein Leib hier auf Erden «unterwegs» ist? Er verwendet sich als Hoherpriester im Himmel für uns! In Hebr 2,17.18 heisst es beispielsweise: «Daher musste er in allem den Brüdern gleich werden, damit er barmherzig und ein treuer Hoher Priester vor Gott werde, um die Sünden des Volkes zu sühnen; denn worin er selbst gelitten hat, als er versucht worden ist, kann er denen helfen, die versucht werden». Was tut denn ein Priester? Er bringt einerseits Gott zu den Menschen, indem er den Menschen von Gott erzählt und sie lehrt, und andererseits bringt er die Menschen zu Gott, indem er vor Gott für diese Menschen bittet («Für-Bitte» leistet). Der Hohepriester ist der höchste aller Priester, der Priester aller Priester sozusagen. Er hat eine besondere Stellung, aber als Priester tut Er grundsätzlich dasselbe, was alle Priester tun. So sehen wir also den Herrn Jesus als Hohenpriester, wie Er Sich tagtäglich für uns verwendet, nämlich um die Sünden Seines Volkes zu sühnen.
In Israel hatte der Hohepriester am grossen Versöhnungstag (Yom Kippur) jeweils Blut in das Allerheiligste gesprengt, um Sühnung für das Volk zu tun. Denn Gott wohnte in der Mitte eines Volkes, das immer wieder strauchelte und sündigte. Seine Heiligkeit hätte eigentlich gefordert, dass Er das Volk vernichte oder aber verlasse. Das Blut im Allerheiligsten tat jedoch Sühnung (Wiedergutmachung). Es befriedigte Gottes Gerechtigkeit und erlaubte es Ihm, weiter in der Mitte Seines Volkes zu wohnen und Gnade walten zu lassen. Genau dasselbe macht der Herr Jesus nun jeden Tag: Auch die wiedergeborenen Christen straucheln und sündigen leider immer wieder, aber stets steht der Herr Jesus bereit, Sein eigenes Blut (bzw. die Erinnerung daran) vor den Vater in den Himmeln zu bringen! So kann Er für die Sünden Seines Volkes einstehen und den Vater immer wieder neu besänftigen, denn mit Seinem Blut hat Er ein für alle Mal uns alle geheiligt (Hebr 10,10).
Vers 24
Das Boot aber war schon mitten auf dem See und litt Not von den Wellen, denn der Wind war ihnen entgegen. Mt 14,24
Scheinbar weit entfernt von ihrem geliebten Herrn (der aber als Hoherpriester, der sich für sie verwendete, überaus nahe war!) litten die Jünger Not von den Wellen, denn der Wind war ihnen entgegen. Das ist eine Erfahrung, die wir alle nur zu gut kennen, weshalb wir viel Trost aus der Tatsache schöpfen dürfen, dass der Herr Jesus sich andauernd für uns einsetzt – als Hoherpriester im Himmel und als Helfer in der Not, wie die folgenden Verse noch zeigen werden.
Aber wir wollen hier den begonnenen Faden weiterspinnen: Die Begebenheit stellt uns unsere heutige christliche Zeit bildlich vor. Es geht hier also weniger um die einzelnen Jünger in der Not, sondern mehr um das Schicksal der Kirche als Ganzes. Die Kirche, die Gemeinde ist das Schiff, das sich über den See oder über das Meer bewegt (sowohl im Hebräischen als auch im Griechischen sind die Wörter für Meer und See identisch). Das Meer, insbesondere in seinem aufgewühlten Zustand, spricht von den Nationen, die sich beständig in Auseinandersetzungen und Unruhe befinden: «Wehe, ein Getöse vieler Völker; wie das Tosen der Meere tosen sie; und ein Rauschen von Völkerschaften; wie das Rauschen gewaltiger Wasser rauschen sie. Völkerschaften rauschen wie das Rauschen vieler Wasser» (Jes 17,12.13). Menschlich betrachtet ist das Schicksal der Gemeinde in einem hohen Masse abhängig von diesem Tosen und Rauschen, denn befindet sich ein Land in Aufruhr, leidet auch die Gemeinde, ändert sich die politische Lage, ist die Gemeinde davon betroffen etc. Die Kirchengeschichte zeigt, wie viel Not die Gemeinde in den vergangenen rund 2.000 Jahren erlitten hat. Ganz grundsätzlich zeigt die Kirchengeschichte, dass der Wind der Gemeinde immer entgegen gewesen ist. Übrigens können Engel als Wind auftreten (Hebr 1,7; vgl. Hiob 1,19), weshalb wir hierin einen Hinweis auf den Teufel sehen können, der die Gemeinde von Beginn weg verfolgt hat. Mal ist er als brüllender Löwe aufgetreten (Christenverfolgung im römischen Reich unter zehn Kaisern, römisch-katholische Inquisition, Verfolgung im Dritten Reich und im Kommunismus etc.), mal als listige Schlange (sog. konstantinische Wende, Unterstützung und Vereinnahmung der Reformation durch die Staatsmacht, Verführung durch Konsum im 20. Jahrhundert etc.). Aber immer war der Wind der Gemeinde entgegen und immer hat sie Not von den Wellen gelitten.
Vers 25
Aber in der vierten Nachtwache kam er zu ihnen, indem er auf dem See einherging. Mt 14,25
Die Jünger litten Not von den Wellen, weil der Wind ihnen entgegen war, und es war Nacht. Als «Nacht» wird der Zustand der Welt seit der Verwerfung und Kreuzigung des Herrn Jesus bezeichnet (Röm 13,12; 1.Thess 5,5ff.). Die Nacht zeichnet sich durch Dunkelheit und Kälte aus, weshalb sie das passende Bild für den Zustand unserer Welt ist, die moralisch finster und kalt ist. Bekanntlich ist die Nacht unmittelbar vor dem Anbruch der Morgendämmerung am kältesten und am dunkelsten. So weisen uns auch die prophetischen Abschnitte des Neuen Testamentes darauf hin, dass es mit der Christenheit immer weiter abwärts gehen wird. Die Entwicklung wird im grossen Abfall gipfeln, also in der Verwerfung des christlichen Glaubensgutes durch die Mehrheit jener Menschen, die sich Christen nennen. Genau das erleben wir seit wenigen Jahrzehnten in Europa! Die Christenheit wird sich durch eine grosse Gleichgültigkeit kennzeichnen, wie es heute ist. Sie wird sich grösstenteils in jenem Zustand befinden, der im Sendschreiben an Laodicäa (Offb 3) beschrieben wird. Dann wird nur noch ein kleiner Schritt fehlen und aus Laodicäa wird Babylon werden, die grosse Hure.
Aber gerade dann, wenn alles so finster und kalt sein wird, in der letzten Nachtwache (nach römischer Zählung; zwischen drei und sechs Uhr morgens), wird der Herr Jesus unerwartet für die Seinen erscheinen. Plötzlich wird Er bei ihnen sein, und zwar auf wundersame Weise, hier vorgeschattet durch Sein Gehen auf dem See. Das ist nicht Sein zweites Kommen in Macht und Herrlichkeit, denn die Welt bemerkt davon nichts. Wir haben es hier mit Seinem verborgenen Kommen für die Seinen zur Entrückung zu tun (vgl. 1.Thess 4,16ff.). Er wird Seine Gemeinde aus der Not befreien! Damit wird die christliche Zeit enden; der HERR wird Sich wieder Israel zuwenden und den Lauf der Prophetie für Israel fortsetzen.
Vers 26
Und als die Jünger ihn auf dem See einhergehen sahen, wurden sie bestürzt und sprachen: Es ist ein Gespenst! Und sie schrien vor Furcht. Mt 14,26
Wenn wir uns kurz die damalige Situation vor Augen führen, können wir gut verstehen, weshalb die Jünger so erschrocken sind, als sie den Herrn Jesus gesehen haben: Wann hat man von einem Menschen gehört, der mitten in Nacht und Sturm auf dem Wasser gegangen und sich einem Boot genähert hat? Die Jünger erkannten sofort, dass sie es mit etwas völlig Aussergewöhnlichen zu tun hatten, aber sie konnten sich keinen Reim darauf machen und klammerten sich deshalb an das, was ihnen noch am vertrautesten war, nämlich an den volkstümlichen Aberglauben.
Es ist tröstlich zu sehen, dass die Jünger hier wie auch bei anderen Gelegenheiten nicht auf der Höhe des Glaubens gewesen sind, denn leider geht es uns selbst oft ähnlich. Wie oft lassen wir uns von Vernünfteleien oder Aberglauben statt vom Glauben an den lebendigen Gott und Sein Wort leiten, wie oft werden wir von Unsicherheiten und offenen Fragen geplagt, während wir doch eigentlich sicher sein sollten! Aber Gott sei Dank macht der HERR Sein Handeln nicht von der Stärke unseres Glaubens abhängig. Die Jünger hätten so eine Begegnung auf dem See nie für möglich gehalten, aber Er kam! Einmal, als Petrus gefangen genommen worden war und die ganze Gemeinde für seine Befreiung betete, führte der HERR Petrus auf wundersame Weise aus dem Gefängnis und zur Gemeinde. Als er dann vor der Tür stand, konnte niemand der Anwesenden glauben, dass das tatsächlich geschehen war. Und trotzdem hatte der HERR gehandelt! So ist der HERR.
Leider gibt es wohl nicht wenige Christen, die immer wieder von der Frage gequält werden, ob denn ihr Glaube an den Herrn Jesus stark genug sei. Solche Christen können mit Stellen wie diesen getröstet werden. In der Bibel finden wir nirgends eine Definition davon, wie stark der Glaube sein muss. Da heisst es einfach immer wieder, dass wir glauben müssen. Und das muss auch so sein! Denn nicht die Stärke unseres Glaubens, sondern die Stärke unseres Gottes rettet uns! Unser Glaube ist nur das Mittel, durch das wir die rettende Gnade Gottes auf uns anwenden. Der Glaube ist das Stromkabel, das in die Steckdose eingesteckt werden muss. Dabei kommt es nicht darauf an, wie dick das Kabel ist, sondern darauf, ob man es einsteckt oder nicht. Wir sollten uns alle angewöhnen, weniger auf uns selbst – auf das, was wir sind, was wir haben, was wir tun – und mehr auf den HERRN zu schauen. Das wird uns ruhig und sicher machen.
Vers 27
Sogleich aber redete Jesus zu ihnen und sprach: Seid guten Mutes! Ich bin es. Fürchtet euch nicht! Mt 14,27
Hier haben wir das Patentrezept gegen alle Sorgen und Nöte vor uns: Es ist die Person unseres geliebten Herrn Jesus Christus! Die Jünger litten Not von den Wellen, der Wind war ihnen entgegen und jetzt meinten sie zu allem Unglück auch noch, sie würden von einem Gespenst heimgesucht werden, aber diese zwei Zusprüche des Herrn Jesus liessen sofort alles belanglos erscheinen: «Ich bin es!» und: «Fürchtet euch nicht!» – allerdings ist es auch hier eine Frage des Glaubens. Glauben wir, dass Er alles kann? Glauben wir, dass Er helfen will? Glauben wir, dass Er ohne jede Einschränkung das Beste für uns sucht? Dann werden uns Seine Gegenwart und Sein Beistand wirklich trösten, was auch immer unsere Umstände sein mögen.
Vielleicht haben wir schon von Glaubenshelden der Vergangenheit gehört, die wir für ihren Mut, für ihre Entschlossenheit, für ihre Hingabe etc. bewundert haben. Das waren alles Menschen wie wir, mit all ihren Schwachheiten und Unzulänglichkeiten. Jemand hat einmal treffend gesagt, dass es keine grossen Männer Gottes gebe, sondern nur Männer eines grossen Gottes. Aber wie kann es sein, dass jemand sein letztes Hab und Gut selbstlos hingibt? Wie kann es sein, dass jemand noch auf dem Scheiterhaufen Loblieder zur Ehre Gottes singt? Wie kann es sein, dass jemand allen Teufeln und der ganzen Welt die Stirn bietet? Diese Leute waren alle getragen von der Gegenwart des HERRN! Der Herr Jesus war ihnen in diesen Zeiten so nahe, dass alles um sie herum verblasste. Das ist das Geheimnis wahrer Glückseligkeit! Es ist wahr: Wer Christum hat, hat alles, selbst wenn er sonst nichts hat, aber wer Christum nicht hat, hat nichts, selbst wenn ihm die ganze Welt gehört.
Vers 28
Petrus aber antwortete ihm und sprach: Herr, wenn du es bist, so befiehl mir, auf dem Wasser zu dir zu kommen! Mt 14,28
Wie vollkommen nur allein die Gegenwart des Herrn Jesus alle Ängste, Sorgen und Nöte der Jünger vertrieben hat, zeigt die Reaktion von Simon Petrus. Er vergass ganz offensichtlich den Wind, die Wellen und den Schrecken, den er gerade durchlebt hatte. Jetzt wollte er nur noch beim Herrn Jesus sein. Wenn wir die Evangelien überblicksmässig studieren, stellen wir fest, dass oft Petrus derjenige Jünger gewesen ist, der als Erster reagiert hat, der offenbar immer um einen Platz in der vordersten Reihe besorgt gewesen ist und der manchmal auch fast schneller gesprochen als überlegt hat. Allerdings ist es ihm nie darum gegangen, sich selbst in den Mittelpunkt zu drängen. Er hatte den Herrn Jesus einfach so lieb und er wollte so viel wie nur möglich von Ihm haben! Ob er mit guten oder mit schlechten Impulsen (das Kapitel 16 liefert uns je ein treffendes Beispiel dafür) vorgeprescht ist, immer war er bewegt vom Wunsch, dem Herrn Jesus näher zu sein. Das macht ihn so unglaublich sympathisch!
Die Bitte, die er hier geäussert hat und die wohl niemandem von uns in den Sinn gekommen wäre, war allerdings goldrichtig, wenn wir uns wieder vor Augen führen, wofür diese ganze Schilderung vorbildhaft steht. Der Herr Jesus wird nämlich vor Seinem zweiten öffentlichen Kommen in Macht und Herrlichkeit sich im Verborgenen aufmachen, um die Gemeinde zu Sich zu holen. Das Haupt und der Leib, der Bräutigam und die Braut werden dann wieder vereint werden und der christliche Einschub in den Heilswegen Gottes, der mit Pfingsten begonnen hat, wird abgeschlossen werden. Anschliessend wird der HERR den Faden der Prophetie wieder aufnehmen, d.h. Er wird wieder beginnen, mit Israel zu handeln. Die Begegnung des Herrn Jesus mit Seiner Gemeinde wird nicht auf der Erde stattfinden, sondern in der Luft, wie 1.Thess 4,16ff. ganz klar beschreibt. Wir werden einander also gewissermassen auf halbem Wege begegnen: Der Herr Jesus wird Sich von der Rechten Gottes aus aufmachen, uns entgegen, aber Er wird nicht bis zur Erde kommen, sondern uns Ihm entgegen entrücken. Wir werden wie Petrus das Boot verlassen und auf dem Wasser zu Ihm hin gehen, um für immer bei Ihm zu sein.
Vers 29
Er aber sprach: Komm! Und Petrus stieg aus dem Boot und ging auf dem Wasser und kam auf Jesus zu. Mt 14,29
Wie kann ein Mensch auf dem Wasser gehen? Wie kann ein Mensch Eingang in den Himmel, in die Herrlichkeit, gewissermassen in den himmlischen Tempel Gottes finden? Das geht nur auf den gebietenden Zuruf Gottes hin! Der Zuruf des Herrn Jesus an Petrus: «Komm!», erlaubte es Petrus, auf dem Wasser zu gehen. Ohne diesen Zuruf, ohne das göttliche Okay, wäre der Versuch pure Anmassung und zum Scheitern verurteilt gewesen. Ein Mensch kann sich nichts nehmen, es sei denn, es werde ihm von oben gegeben (Joh 3,27). Viele Religionen versprechen uns, dass wir uns den Zutritt zum Paradies, zur Herrlichkeit erarbeiten könnten. Wir müssten nur dieses und jenes tun sowie dieses und jenes lassen, dann sei uns der Eingang in den ersehnten Bereich sicher. Was für eine Anmassung! Wir sollten Gott dazu bewegen können, uns Eingang in Seine Herrlichkeit gewähren zu müssen? Das sei ferne! Nur ER kann uns zu Sich rufen! Und wenn Er nicht ruft, können wir uns drehen und wenden, wie wir wollen, wir werden nie Einlass bei Ihm finden.
Die typisch christliche Hoffnung ist nicht (nur) die Hoffnung, einmal in der Herrlichkeit bei Gott zu sein. Das hoffen auch die Juden, und diese ihre Hoffnung wird sich erfüllen, wenn sie wirklich glauben. Für sie, die Juden, steht die Herrschaft über diese Erde, quasi das Paradies auf Erden, im Fokus. Für uns Christen ist es die himmlische Herrlichkeit, die im Mittelpunkt unserer Hoffnung steht, und damit verbunden die Hoffnung, zum Herrn Jesus entrückt zu werden. Wir, die Lebenden, hoffen, den Tag des Todes niemals zu sehen, sondern direkt vom Herrn in die Luft, Ihm entgegen, gerufen zu werden – wie Petrus aus dem Boot gerufen wurde. Die Toten werden aus den Toten auferstehen, was bedeutet, dass es eine exklusive Toten-Auferstehung geben wird, während viele andere Tote noch weiter auf die Auferstehung warten müssen. Dann werden die aus den Toten heraus Auferstandenen ebenfalls zusammen mit den Lebenden dem Herrn Jesus entgegen entrückt werden. Das wird die grosse Morgendämmerung sein, die den Tag des HERRN einläuten wird, die Erfüllung der christlichen Hoffnung.
Aber verkündigen wir hier Märchen? Spinnen wir uns selbst etwas zurecht? Massen wir uns etwas an? Nein! Wir haben die sichere Zusage des Wortes Gottes, auf die wir uns verlassen dürfen. Aber wie werden wir das erleben? Müssen wir uns das erkämpfen oder erzwingen? Nein, denn der Impuls, der dies alles auslösen wird, wird der gebietende Zuruf des Herrn Jesus sein, genau wie bei Petrus: «Denn der Herr selbst wird mit gebietendem Zuruf, mit der Stimme eines Erzengels und mit der Posaune Gottes vom Himmel herabkommen, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen; danach werden wir, die Lebenden, die übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft; und so werden wir allezeit bei dem Herrn sein» (1.Thess 4,16.17).
Vers 30
Als er aber den starken Wind sah, fürchtete er sich; und als er anfing zu sinken, schrie er und sprach: Herr, rette mich! Mt 14,30
Bevor die Erzählung weiter bildhaft den Lauf der künftigen Ereignisse vorschattet, wird uns noch ein Detail gezeigt, das für unser praktisches Glaubensleben im Hier und Jetzt besonders wichtig ist. Petrus ging gestützt auf den Zuruf des Herrn Jesus auf dem Wasser. Aber wir erinnern uns: Der Wind war den Jüngern entgegen und der See befand sich in Aufruhr. Petrus schien mitten auf seinem Weg zum Herrn Jesus zu realisieren, wie sehr der Wind und die Wellen tobten. Es scheint, als wäre er wie aus einem Traum erwacht und als hätte er festgestellt, dass er gerade etwas tat, das gar nicht möglich war. Er begann sich zu fürchten und sofort begann er auch zu sinken. Nun könnten wir Petrus aber fragen: «Petrus, ist es denn bei Wind und Wellen schwieriger, auf dem Wasser zu gehen, als wenn alles still und glatt ist?» Natürlich nicht! Auf dem Wasser zu gehen ist bei Windstille genauso unmöglich wie im Sturm!
Als Christen vergessen wir leider oft, dass wir nicht dazu berufen sind, ein gutes oder meinetwegen auch ein sehr gutes Leben zu führen, sondern ein unmögliches. Wir konzentrieren uns nur allzu oft darauf, das zu realisieren, was man hier in der Schweiz den «Bünzli-Traum» nennen würde, das ist eine Art Idealleben nach den gängigsten Vorstellungen, also etwas in der Art von: Nette, hübsche Frau, zwei, drei Kinder, ein Haus, ein Hund und ein Engagement in einer wohltätigen, kirchlichen Organisation. Wir wollen gesund, hübsch, fröhlich und erfolgreich sein und das Schlimme daran ist, dass wir meinen, wir könnten nur so Gott gefallen. In Tat und Wahrheit gibt es unter uns chronisch Kranke, von der Gesellschaft Ausgestossene und solche, die in einem oder mehreren Punkten ihres Lebensplans katastophal gescheitert sind. Unter uns sind Alte, die von allen vergessen worden sind, Ausländer, die unsere Sprache nicht beherrschen, Geschiedene und Leute, die mit Süchten zu kämpfen haben. Und jeder einzelne dieser Menschen hat die uneingeschränkte Möglichkeit, in seiner Situation den HERRN zu verherrlichen! Du musst nicht gesund werden, um ein Gott wohlgefälliges Leben führen zu können! Du musst keinen Erfolg haben, um dem HERRN zu gefallen! Du musst nicht verheiratet sein, um den Plan Gottes für Dein Leben zu erfüllen! Du bist hier und jetzt aufgerufen, das Boot zu verlassen und auf dem Wasser zu gehen!
Das Leben des Christen ist weniger dadurch geprägt, was er tut, sondern mehr dadurch, was er ist. Die Frucht des Geistes besteht nicht in Taten, sondern in Charaktereigenschaften, die wir entwickeln sollen (Gal 5,22.23). Wir sind nicht berufen, ein Haus mit einem weissen Gartenzaun zu besitzen, sondern vielmehr dazu, unseren Mitmenschen gegenüber selbst dann noch gnädig zu sein und zu vergeben, wenn sie uns grobes Unrecht antun. Wir sind berufen, zur Stelle zu stehen, wenn alle anderen einknicken. Wir sind berufen, denen zu helfen, denen niemand sonst hilft. Wir sind berufen, zur Wahrheit zu stehen, wenn alle anderen die Lüge propagieren. Wir sind berufen, Unmögliches zu tun, eben: auf dem Wasser zu gehen. Da spielt es keine Rolle, ob alles still und friedlich oder in Aufruhr ist, denn im einen wie im andern Fall ist es genauso unmöglich, so zu sein, wie der HERR es von uns haben möchte. Es geht nur, aber dann unabhängig von den Umständen, wenn wir den Sprung wagen und uns völlig in die Hand des HERRN begeben.
Sobald wir jedoch den Blick von IHM abwenden, sobald wir beginnen, mehr auf die Umstände als auf IHN zu blicken, werden wir beginnen zu sinken. Das ist ein Naturgesetz. Doch Gott sei Dank! Selbst dann ist Er nur einen Hilferuf entfernt! Tun wir es wie Petrus und rufen wir IHN um Hilfe an! Dann wird Er uns mit Seiner starken Hand ergreifen und uns wieder aus dem Wasser ziehen, in dem wir gerade zu versinken drohen.
Vers 31
Sogleich aber streckte Jesus die Hand aus, ergriff ihn und spricht zu ihm: Kleingläubiger, warum zweifeltest du? Mt 14,31
«Sogleich» – ein wunderbares Wort! Petrus musste nur rufen und sofort war die rettende Hand des Herrn Jesus da. Man sagt manchmal, dass Gott nur ein Gebet weit entfernt sei. Das ist wahr! Selbst wenn ein Mensch sein ganzes Leben lang ohne Gott gelebt hat, sogar wenn er schlimm gesündigt und nie nach Gott gefragt hat, genügt ein einziges aufrichtiges Gebet aus, um das ewige Leben zu erhalten. Die Israeliten in Ägypten hatten offenbar ohne Gott gelebt und nicht nach Ihm gefragt. Der Text berichtet über keine einzige gute Tat, die sie hätten vorweisen können. Aber in ihrer Not riefen sie nicht fremde Götter an, sondern den HERRN. Und das war genug! «Und nun siehe, das Geschrei der Söhne Israel ist vor mich gekommen; und ich habe auch die Bedrängnis gesehen, mit der die Ägypter sie quälen» (2.Mose 3,9). Das genügte dem HERRN, um für Sein Volk tätig zu werden. Man wird nicht gerettet, weil man besonders fromm ist, sondern vielmehr, weil man sich in seiner Not an Gott wendet und Ihn um Rettung bittet. Das genügt!
Aber auch im Leben als Gläubige dürfen wir diese Erfahrung immer wieder machen. Wenn Sorgen und Nöte uns schwer belasten oder gar über den Kopf wachsen, wenn wir drohen zu versinken, müssen wir zum HERRN rufen. Sogleich wird Er die Hand ausstrecken und uns ergreifen. Das bedeutet nicht zwingend, dass die Probleme verschwinden, aber es verhindert unser Versinken darin. Der HERR wird uns durch alle möglichen Nöte und Schwierigkeiten durchtragen, uns immer wieder in brenzligen Situationen retten und für uns sorgen, wenn wir Ihn nur lassen, wenn wir Ihn nur darum bitten.
Petrus hätte das wissen müssen. Er war ja bereits auf dem Wasser gegangen. Aber dann hatte er den Glauben verloren. Der Herr Jesus musste ihn dafür sanft tadeln. Manchmal brauchen auch wir einen solchen Tadel, denn nur allzu oft sind auch wir kleingläubig. Wir beginnen zu zweifeln, wir werden unsicher, wir verlieren den Herrn Jesus aus dem Blick etc. In Seiner Gnade wird Er aber immer wieder dafür sorgen, dass wir den Blick zurück auf Ihn wenden. Und das wird uns wirklich retten. Das wusste bereits der Psalmist: «Ich suchte den HERRN, und er antwortete mir; und aus allen meinen Ängsten rettete er mich. Sie blickten auf ihn und strahlten, und ihr Angesicht wird nicht beschämt» (Ps 34,5.6).
Vers 32
Und als sie in das Boot gestiegen waren, legte sich der Wind. Mt 14,32
Erst als der Herr Jesus und Petrus in das Boot gestiegen waren, legte sich der Wind. Äusserlich gesehen hatte sich die Lage von Petrus davor nicht verändert: Er hatte sich noch immer mitten auf dem aufgepeitschten See befunden, bedroht von Wind und Wellen. Aber doch hatte sich alles verändert, weil der Herr Jesus ihn an der Hand ergriffen hatte. Das ist eine kostbare Erfahrung, die auch wir oft machen dürfen. Der HERR verändert vielfach nicht unsere Umstände, aber Er gibt uns Seinen Frieden in unsere Herzen, auf dass wir selbst in widrigsten Umständen getrost sein und uns Seiner erfreuen können.
Doch kaum hatte der Herr Jesus das Boot betreten, kaum waren Er und die Seinen vereinigt, da stoppte der Wind. Die Windstille trat so plötzlich ein, dass die Jünger sich über alle Massen erstaunten, wie wir im folgenden Vers sehen werden. Hier haben wir nun ein weiteres Detail vom Lauf der künftigen Ereignisse vor uns, die in diesem Bericht vorbildlich beschrieben werden. Der Herr Jesus wird für die Gemeinde kommen; sie wird Ihm in der Luft begegnen. Dann wird der Kampf, der das Schicksal der Gemeinde von Beginn weg und seit mittlerweile bald 2.000 Jahren geprägt hat, zu Ende sein. Sie wird in die himmlische Ruhe eingehen, während sich hier unten auf der Erde die schlimmsten Gerichte Gottes entfesseln werden, die diese Welt je gesehen hat und je sehen wird.
Über diese Zeit der Grossen Drangsal schweigt sich der vorbildliche Bericht hier in Mt 14 aus. Wir werden sehen, dass der Blick sofort weiter zur anschliessenden Friedens- und Segensherrschaft des Herrn Jesus, zur Blütezeit Israels, gehen wird. Ein anderer Bericht, der auch mit ungestümen Wassern und einem Schiff zu tun hat, zeigt dies aber vorbildlich an, nämlich der Bericht über die Sintflut. Wir kennen alle die Geschichte von Noah und seiner Arche, vergessen aber oft, dass es kurz davor noch einen anderen Mann gegeben hat, der auf eine andere Weise vor dem Tod in den Fluten gerettet worden ist, nämlich Henoch. Dieser Henoch wurde von Gott (relativ) kurze Zeit vor der Sintflut in den Himmel entrückt. Dann kam die Flut. Noah wurde nicht entrückt, sondern er musste durch diese Zeit und durch dieses weltweite Gericht hindurch gehen, musste alles hautnah miterleben, wurde aber von Gott bewahrt und gerettet. Das ist eine feine Andeutung auf das, was kommen wird: Die Gemeinde wird einige Zeit vor der Grossen Drangsal entrückt werden, aber Israel wird diese schreckliche Zeit durchleben müssen. «Wehe! Denn gross ist jener Tag, keiner ist wie er, und es ist eine Zeit der Bedrängnis für Jakob; doch wird er aus ihr gerettet werden» (Jer 30,7), genauso wie Noah durch die Arche vor dem Tod in der Sintflut gerettet worden ist. Er hat anschliessend eine ganz neue Erde betreten, die gereinigt gewesen ist. So wird sich auch Israel nach diesen schrecklichen Gerichten auf einer gereinigten Erde wiederfinden, um in einen unvergleichlichen Segen eingeführt zu werden. Darauf weisen die folgenden Verse hier in Mt 14 hin.
Vers 33
Die aber in dem Boot waren, warfen sich vor ihm nieder und sprachen: Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn! Mt 14,33
Die Jünger erkannten, dass sie es hier nicht mit einem gewöhnlichen Menschen zu tun hatten, denn welcher Mensch kann Wind und Wellen gebieten? Das kann nur Gott! Von Ihm heisst es: «Der das Brausen der Meere besänftigt, das Brausen ihrer Wellen» (Ps 65,8); «Er verwandelte den Sturm in Stille, und es legten sich die Wellen» (Ps 107,29). Natürlich hatten die Jünger schon längst gewusst, wie gross und aussergewöhnlich der Herr Jesus ist, aber in dieser Situation wurde es ihnen nochmals ganz besonders bewusst.
Bei uns ist es ähnlich. Wir glauben an den Herrn Jesus, obwohl wir Ihn noch nie gesehen haben: «Den ihr liebt, obgleich ihr ihn nicht gesehen habt; an den ihr glaubt, obwohl ihr ihn jetzt nicht seht» (1.Petr 1,8). Gerade deswegen fällt es uns aber teilweise schwer, Ihm wirklich von ganzem Herzen zu vertrauen, wirklich mit Seiner Kraft und mit Seiner Gnade zu rechnen. Als schwache Menschen benötigen wir immer wieder Zuwendungen und Bestätigungen vonseiten des HERRN, die unseren Glauben stärken. Und Gott sei Dank! Er gibt sie uns. Deshalb können wohl die meisten älteren Christen rückblickend sagen, dass ihr Glaube mit den Jahren durch besondere «Begegnungen» mit dem HERRN gewachsen und immer stärker geworden ist.
Aber das Beste kommt noch! Wenn Er kommt, um uns zu Sich zu nehmen, dann werden wir Ihn zum ersten Mal sehen und dann werden wir Ihn erkennen, wie wir Ihn noch nie erkannt haben! «Denn wir sehen jetzt mittels eines Spiegels undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, wie auch ich erkannt worden bin» (1.Kor 13,12). Welch wunderbare Worte! Der Herr Jesus hat uns durch und durch erkannt, aber dann werden auch wir Ihn so erkennen, wie Er uns schon längst erkannt hat. Dann wird uns so vieles so absolut klar werden. Dann werden wir uns vor Ihm niederwerfen und sprechen: «Wahrhaftig, Du bist Gottes Sohn!»
Vers 34
Und als sie hinübergefahren waren, kamen sie an Land in Genezareth. Mt 14,34
Wir haben nun ausführlich betrachtet, wie die nächtliche Begegnung des Herrn Jesus mit Seinen Jüngern fernab vom Geschehen der Welt vom Kommen des Herrn Jesus für die Seinen zur Entrückung spricht. Die letzten Verse dieses Kapitels sprechen nun vom Kommen des Herrn Jesus mit den Seinen in Macht und Herrlichkeit – für Israel. In 1.Thess 3,13 wird beispielsweise von der «Ankunft unseres Herrn Jesus mit allen seinen Heiligen» gesprochen, was zeigt, dass der Herr Jesus die Seinen zuerst zu Sich nehmen (entrücken) wird, bevor Er in Macht und Herrlichkeit auf diese Erde zurückkehrt. Denn anders wäre es nicht möglich, dass Er mit allen Seinen Heiligen hier ankommt. So zeigen uns auch diese letzten Verse von Mt 14, wie der Herr Jesus zusammen mit Seinen Jüngern an Land kommt (im Hebräischen wird dasselbe Wort für «Land» und für «Erde» verwendet), und zwar nicht irgendwo, sondern nach Genezareth, also nach Israel.
Vers 35
Und als die Männer jenes Ortes ihn erkannten, schickten sie Boten in jene ganze Umgegend und brachten alle Leidenden zu ihm; Mt 14,35
Die Männer jenes Ortes erkannten, wer da zu ihnen gekommen war. Das erinnert stark an eine gut bekannte Stelle aus dem Buch des Propheten Sacharja: «Und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und werden über ihn wehklagen, wie man über den einzigen Sohn wehklagt, und werden bitter über ihn weinen, wie man bitter über den Erstgeborenen weint» (Sach 12,10). Wenn der Herr Jesus in Macht und Herrlichkeit auf die Erde zurückkehren wird, dann werden die dann noch lebenden Juden erkennen, dass Er wirklich ihr Messias gewesen ist, sie Ihn aber verworfen und getötet haben. Diese Erkenntnis wird sie zur Busse führen und ihnen das Tor zum Segen endgültig öffnen. Dieser Moment wird heilsgeschichtlich ganz entscheidend sein.
Zugleich wird es zu einer Sammlung Israels kommen. Die Prophetie spricht an verschiedenen Stellen von den Juden, die dann im Land sein werden, aber das sind nicht alle Juden, denn viele werden sich selbst dann noch in der Zerstreuung (Diaspora) befinden. Sie werden jedoch alle zusammengerufen und im Land gesammelt werden. Davon sprechen die Boten vorbildlich, die hier in Mt 14,35 erwähnt werden.
Der Herr Jesus wird in einem Zeitpunkt zurückkehren, in dem sich die Welt am Tiefpunkt befinden wird. Über die Grosse Drangsal hat Er selbst gesagt, dass es in der ganzen Geschichte nie so eine schlimme Zeit gegeben hat und dass es auch nie wieder so eine schlimme Zeit geben wird – ja, dass die Menschheit sich komplett ausrotten würde, wenn die Zeit nicht von Gott abgekürzt würde! Die schrecklichen Gerichte, die über diese Welt kommen werden, sind in der Offenbarung beschrieben. Das Elend und das Leid wird bei der Wiederkunft Christi maximal sein, aber wenn Er wieder da ist, werden alle Leidenden zu Ihm gebracht werden können und Er wird sich um sie alle kümmern.
Vers 36
und sie baten ihn, dass sie nur die Quaste seines Gewandes anrühren dürften; und alle, die ihn anrührten, wurden völlig geheilt. Mt 14,36
Wenn der Herr Jesus in Macht und Herrlichkeit zurückkehren und von Seinem Volk Israel endlich erkannt werden wird, dann werden die Israeliten alles nur noch von Ihm erbitten. Das muss für uns Christen heute schon das Normale sein, ist es aber oft nicht. Die römisch-katholische Kirche hat ein ganzes System aufgebaut, das geradezu darauf abzielt, Menschen dazu zu bringen, ihre Bitten nicht an den Herrn Jesus zu richten. Man bittet dort lieber Maria oder die unzähligen Heiligen. Aber bei den Evangelischen ist es auch nicht viel besser. Dort verlässt man sich oft lieber auf seinen Verstand, auf seine Erfahrung oder auf die Angebote der Welt. Man kämpft lieber für sich selbst, als sich an den Herrn Jesus zu richten.
Dabei ist Er doch so reich für alle, die Ihn anrufen! Die Leute mussten nur die Quaste seines Gewandes anrühren, das ist ein Strang von Fäden, der am eigentlichen Gewand angefügt gewesen ist und als eine Erinnerungsstütze für das Wort des HERRN gedient hat. Hier will uns das sagen, dass die Leute nur die minimalste Berührung mit dem Herrn Jesus benötigten, um völlig geheilt zu werden. Im Tausendjährigen Friedensreich wird sich dies dann vollumfänglich erfüllen: Der Herr Jesus wird alle Menschen ganz heil machen und Er wird alles auf dieser Erde in Ordnung bringen. Israel wird besonders gesegnet sein. Dieses Volk, das durch so viel Leid und Elend gegangen ist, wird völlig geheilt werden. Und wir Christen, die quasi gemeinsam mit dem Herrn Jesus im Boot angekommen sein werden, werden uns mitfreuen und den Segen mit geniessen dürfen!